Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Donnerstag, 15. Dezember 2016

Game of Thrones Rewatch: S04E02: The Lion and the Rose

Ramsay demonstriert sein neues Spielzeug, Reek, und wie hervorragend er Theon Greyjoy abgerichtet hat. Bran ist mit den Reeds weiter nach Norden unterwegs. An einem Herzbaum hat er eine Vision vom dreiäugigen Raben, der ihn zu sich ruft und ihm die Richtung weist. In King’s Landing beginnt Jaime sein Training mit Bron, um auch seine linke Hand im Schwertkampf zu üben. Indes wird die Hochzeit von Joffrey und Margaery vollzogen, im Anschluss findet ein opulentes Fest statt – das für Joffrey böse endet. 

Sind wir ehrlich: Das ist die befriedigendste Folge in der kompletten Geschichte von Game of Thrones. Zumal das niemand so plötzlich hat kommen sehen! Die Folge beginnt nämlich durchaus ruhig und seicht und lässt nicht durchblicken, dass sie überhaupt nicht so gemächlich wird wie der Staffelauftakt.

Nun, natürlich haben wir ganz zu Anfang Ramsay, der wieder einmal sehr ungute Gefühle beim Zuschauer hinterlässt. Erst hetzt er das arme Mädchen, weil er grad lustig ist, und lässt sie von seinen Hunden zerfleischen. (Wobei schon beeindruckend ist, wie sehr sie ihm auf’s Wort gehorchen.) Dann sehen wir Reek, also das, was von Theon noch übrig bleibt, was einen wohl noch tieferen Eindruck hinterlässt als Ramsays perfide Spielchen. Was braucht es, um das mit einem Menschen zu machen? Es muss entsetzlich sein! Reek zittert zwar die ganze Zeit, aber es wirkt, als sei er vor allem in Furcht vor seinem »Meister«, wie er Ramsay nennt, als irgendetwas anderes. Selbst als Ramsay ihm davon erzählt, dass Robb, mit dem er so gut konnte, von Lord Bolton ermordet wurde, mit der Rasierklinge am Hals, zeigt Reek keine andere Regung. Das wühlt schon im Inneren auf, weil man natürlich hofft, dass irgendwas von dem alten Theon noch da drinnen ist, aber es irgendwie ganz und gar nicht danach aussieht. Er scheint wirklich nicht mehr als ein Tier zu sein. Es ist entsetzlich.

Lady Selyse ist kaum besser. Stannis lässt mehrere Menschen opfern, darunter seinen Schwager. Er zeigt seine übliche steinerne Mine, doch seine Frau zeigt höchste religiöse Entzückung, als sie meint, die Seele ihres soeben gestorbenen Bruders in den Himmel aufsteigen zu sehen. Ihr eigener Bruder! Stannis gibt sich kalt und vermeidet irgendeinen Kommentar zu der Sache, doch Selyse ist höchst erfreut darüber. Religiöser Fanatismus ist immer beängstigend.

Melisandre bringt in dieser Folge auch einen der Sätze, die schon regelrecht ikonisch wurden: »There is only one hell, little princess: the one we live in now.« Da läuft einem immer die Gänsehaut den Rücken hinab!

Tyrion hat weiter gegen seine Dämonen zu kämpfen und hat eine schmerzhafte Entscheidung zu treffen. Da Shae verweigert, King’s Landing zu verlassen, muss er auf schmerzhafte Weise all ihre Bande zertrennen. Er leugnet seine Liebe zu ihr und verletzt sie damit absichtlich, auch wenn er betont, dass er ihre gemeinsame Zeit »genossen« hat. Shae bricht verständlicherweise in Tränen aus und verpasst Bron eine Schelle, als er sie nach draußen bringen will. Und es bricht einem das Herz, wenn man sieht, wie sowohl Tyrion als auch Shae entsetzlich darunter leiden. Sinnbild für Westeros: Persönliches Glück scheint nicht möglich zu sein.

Abseits von dem ganzen Trubel in den Zentren von Westeros bewegt sich Bran Stück für Stück seiner Bestimmung entgegen. Die Szene, wo er den Herzbaum berührt und die Vision bekommt, ist einfach so ein Gänsehautmoment! An der Sache mit dem dreiäugigen Raben ist also doch mehr dran, als man so denkt. Doch wer ist er?

Und zu guter Letzt: die königliche Hochzeit. Margaerys Kleid ist einfach so umwerfend bezaubernd! Und ausgerechnet Olenna hat wirklich Nerven, auf einer Hochzeit zu Sansa zu sagen, wie abscheulich es ist, einen Mann bei seiner Hochzeit zu ermorden. Ich nehme ein klein wenig voraus, aber wenn ich mich recht entsinne, war es in den Büchern nie wirklich klar, wer Joffrey ermordete. In meiner Deutung der Shots in der Serie wird das Augenmerk recht deutlich auf Olenna gelenkt. Es ist mir zwar schleierhaft, wie genau sie Joffrey vergiften konnte, aber sie hat ein hervorragendes Tatmotiv: Sie weiß, was ihrer Enkelin blüht, wenn diese noch länger mit Joffrey zu tun bekommt (von der Hochzeitsnacht wollen wir gar nicht erst reden!), und will ihr das nicht zumuten. Gleichzeitig will sie Margaery und damit ihre Familie in einer möglichst mächtigen Position sehen. Margaery ist nun Königin, welche Position kann mächtiger sein?

Abgesehen davon mochte ich wieder einmal die vielen Details und kleinen Nebengespräche, die das Fest lebendiger gestalteten. Cersey weigert sich, ihre Position als Königin abzugeben und droht Brienne, dass sie sich gefälligst nicht in Jaime verlieben soll. Olenna und Tywin (definitiv OTP!) unterhalten sich. Oberyn schmachtet Loras an, und Loras und Jaime werfen sich elegante Beleidigungen zu. Wunderbar, einfach wunderbar!

Fast hat es den Anschein, als wollten die Serienmacher den Hass auf Joffrey noch einmal auf einen Höhepunkt treiben. Erst zerhackt er das Buch, das er von Tyrion bekommt mit seinem neuen Schwert aus valyrischem Stahl, und dann lässt er diesen absolut geschmacklosen Witz in Form einer Narrenaufführung los, die den Krieg der fünf Könige parodieren soll. Loras verlässt empört die Festivitäten, und Sansa muss mit ansehen, wie ihr toter Bruder zur Spotfigur gemacht wird, während Joffrey sich gar nicht mehr einbekommt vor Lachen. Dieser kleine Bastard.

Der Höhepunkt war seine erneute Erniedrigung Tyrions. Man sieht förmlich, wie er sich stets neue Gemeinheiten ausdenkt, die er noch oben drauf setzen kann. Man würde am liebsten durch den Bildschirm greifen und Joffreys Hals umdrehen. Am Ende befiehlt er Tyrion mehrmals niederzuknien, doch Tyrion, der unfassbar ruhig bleibt, bleibt stehen und widmet seinem Neffen nur den tödlichsten Blick, zu dem er fähig ist. Der Kuchen rettet die Situation, doch nicht für lang. Joffrey beginnt nach Luft zu schnappen, etwas stimmt da nicht. Und dann wird einem klar: Er wurde vergiftet.

HELL YEAH! PARTY! Diese Momente sind wie so oft bei Game of Thrones natürlich sehr schockend, denn so völlig aus dem Nichts hätte man nicht damit gerechnet. Lob an die Serienmacher und auch an Martin, denn obwohl man natürlich die ganze Zeit gehofft hat, dass das irgendwann passiert, hätte man nicht erwartet, dass das so völlig ohne Warnhinweise passiert. Genau so muss das sein! 

Es ist so unglaublich befriedigend, Joffrey krepieren zu sehen. Damit wird wirklich jeder Tag, und sei er noch so vermiest, gerettet. Dann läuft am Ende auch noch so unglaublich stimmig »Rains of Castamere«! Und damit: Guten Abend :) 

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