Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Samstag, 16. Juli 2016

Rezension: Der verletzte Himmel (Heiler-Roman #1) von Isa Day

Ein Volk, das nur aus Kindern besteht? Ihre Eltern geraubt von geheimnisvollen Geistern? „Klingt spannend!“, dachte ich mir, als mir „Der verletzte Himmel“ von Isa Day in die Hände geriet. 

Und fürwahr, es ist auch spannend. Das Volk der Arrya wurde aus seiner alten Heimat vertrieben. In ihrem neuen Heim in Erriadan haben sie jedoch längst nicht alle Gefahren hinter sich gelassen, ganz im Gegenteil! Die Bewohner fürchten die Fremden und entführen alle Erwachsenen. Nur die Kinder bleiben zurück. Es gelingt ihnen zu überleben, doch knapp zehn Jahre später sind die alten Streitigkeiten immer noch nicht vergessen. Zu allem Überfluss reißt Sinjhar die Herrschaft über die Kinder an sich und bringt Zwist in ihre eigenen Reihen, als er zum Krieg gegen die Geister aufruft.

Auf wunderbare Weise entführt die Autorin Isa Day ihre Leser in die wilden Wälder von Erriadan. Der erste Teil der Reihe bietet mit seinen etwas über 200 Seiten spannende und kurzweilige Unterhaltung. Die Kürze dieses Buches ist gerade deswegen so angenehm zu lesen, weil die Autorin es schafft, aus weniger mehr zu machen. Die Charaktere entwickeln sich und auch die Welt entfaltet sich nach und nach vor den Augen des Lesers. Insbesondere durch die Chronik von Joshis und Marcins Großmutter erfahren wir viel über die spannende Vergangenheit der Arrya, wie sie durch verschiedene Welten vor der Gefahr in ihrer alten Heimat flohen.

Das einzige Punkt, wo mehr doch besser gewesen wäre, ist Sinjhars Entwicklung. Zunächst ist Marcin der Anführer der Kinder. Leider wird weder gezeigt, wie Sinjhar ihm die Führerschaft streitig macht, noch wie Sinjhar eine immer grausamere Natur entwickelt und anders als früher mehr und mehr auf Gewalt sinnt. So hat man zu diesen Aspekten der Handlung, die ja doch keine geringe Rolle einnehmen, keinen wirklichen Bezug.

Darüber hinaus fiebert man mit den Kindern mit, insbesondere mit Joshi und Jenna, seiner Geliebten, denn Joshi ist sterbenskrank. Nichtsdestotrotz kämpft er für sein Volk und versucht, die Gefahr von ihm abzuwenden.

Er zieht dabei die Chronik seiner ihm verhassten Großmutter zu Rate, durch die er und damit auch der Leser viel über die Arrya lernen. So erfährt man zum Beispiel, dass die Arrya Sonnenlicht gegenüber sehr empfindlich sind und direkte Sonneneinstrahlung für sie tödlich ist. Auch deutet die Großmutter an, dass sie womöglich die Gefahr aus ihrer alten Heimat in die neue mitgebracht haben. Ein wenig scheint es auch, als ob die Arrya eine einst viel höhere Kultur besaßen, die sie aber schon lange vor dem Niedergang ihrer alten Heimat verloren haben. Man erfährt also eine Menge, doch dafür bleiben noch viele Fragen offen, die hoffentlich im Folgeband geklärt werden.

Die Kinder überzeugen. Man merkt ihnen an, dass die ältesten von ihnen gerade einmal elf gewesen waren, als ihnen ihre Eltern geraubt worden waren. Ihnen fehlt also die Erfahrung ihrer Eltern, die ihnen hatten beibringen können, wie sie in der Welt überleben. Sie sind auf sich allein gestellt und haben es doch irgendwie geschafft zu überleben. Das prägt sie natürlich, sodass sie sogleich kindlich unerfahren als auch für ihr Alter ausgesprochen reif wirken. Es ist genau diese Kombination, die man auch erwartet hätte.

Alles in allem ist dies ein gelungener Roman, zum dem ein Griff auf jeden Fall lohnt. Die Thematik, Fremdenfeindlichkeit sowie Zerstrittenheit untereinander, wo Einigkeit von Nöten wäre, ist nichts Neues, wurde aber in ein spannendes Gewand gehüllt.

Ich danke der Autorin für das Rezensionsexemplar!




Daten
Der verletzte Himmel (Heiler-Roman #1): ISBN 978-3-9524326-6-2, Pongü, 2016, 14,96€

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